Klaus Werner-Lobo: Workshops und Coaching
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Brasilien

Um ehrlich zu sein bin ich Clown

26. November 2018 by Klaus Werner-Lobo

Als Clown „Muamba“ in Rio

Drei mal zwei Meter, mein Zimmer. Links der Schreibtisch, rechts offener Koffer mit allem was ich habe, ich auf der Matratze, verschwitzt, Deckenventilator, nasses Leintuch, Viecher auf dem Boden und an der Wand, eigentlich überall. Und dann das Jucken in den Augen. Zuerst nur Jucken, dann wie Sandkörner auf der Netzhaut. Bindehautentzündung, da helfen keine Medikamente, man kann nur Sonnenbrille aufsetzen, aushalten und warten. Nach drei Wochen ist es vorbei.

Was nach drei Wochen nicht vorbei war, war die Einsamkeit. Das Gefühl des Gescheitertseins. Das Gefühl der größte Loser zu sein. Mein Herz war verletzt, ich war verlassen worden und konnte niemanden mehr wirklich lieben und liebte mich selbst am Allerwenigsten.

Mittags ging ich meist allein essen, wirkliche Freunde hatte ich keine. Las Zeitung. Rio de Janeiro, Oktober 2004. Ein Interview mit dem Clown Marcio Libar. Clowns waren für mich damals einerseits Zirkus- oder Kinderclowns mit roten Nasen, die mehr oder weniger lustige Dinge taten und in ihrem zwanghaften Drang lustig sein zu müssen schon auch mal eher unangenehm werden konnten. Andererseits hatte ich ein All-Time-Lieblingsbuch, Ansichten eines Clowns von Heinrich Böll, ihr kennt das: die Story eines sehr unglücklichen, nicht beziehungsfähigen, ziemlich selbstmitleidigen Clowns. Mit dem ich mich leider volle Pulle identifizieren konnte. So sehr, dass ich ab meinem 22. Lebensjahr mit »Clows« unterschrieb. Da hatte ich das Buch zum zweiten Mal gelesen und hörte am liebsten Tom Waits. Mein Grundzustand war die Einsamkeit mit einem gewissen Hang zum melancholischen Pathos, und so wie Bölls Protagonist Hans Schnier fühlte auch ich mich unverstanden und schrieb Zitate wie dieses in mein Tagebuch: »Ich glaube, es gibt niemanden auf der Welt, der einen Clown versteht, nicht einmal ein Clown versteht den anderen.« Und: »Unter Glück, das länger als eine Sekunde, vielleicht zwei, drei Sekunden dauert, kann ich mir nichts vorstellen.«

Clows. Traurig, aber klug. So klug, dass ich mich für was Besonderes hielt. So klug, dass mich meine Klugheit oft unglücklich machte, dass ich oft jene beneidete, die in ihrer Dumpfheit einfach in den Tag hineinlebten, sich nix schissen und einfach nahmen, was sie brauchten. Und ich: unglücklich, aber wenigstens was Besonderes. Und 15 Jahre später, als 37-Jähriger nach einer gescheiterten Beziehung in Brasilien gelandet, und immer noch der gleiche Depp.

Mit Márcio Libar 2004 in Rio de Janeiro

Mir gefiel das Interview, mir gefiel, was dieser Libar, ein Afrobrasilianer meines Alters aus den Suburbs von Rio, über Clowns sagte: »Der Clown ist derjenige, der fällt, der scheitert, der verliert … und immer wieder aufsteht. Deshalb lieben wir Clowns wie Charlie Chaplin: weil sie etwas zeigen, was wir selbst verstecken, wofür wir uns selbst genieren – dass wir selbst, jeder und jede von uns, immer wieder fallen, scheitern, verlieren, ein ganzes Leben lang.« Das traf. Ich fühlte mich wie gesagt als der größte Loser ever, und das klang nach Aussicht auf Versöhnung. Versöhnung mit mir selbst.

Ich lebte zu diesem Zeitpunkt schon ein gutes halbes Jahr in Rio, hatte ein Buch über Politik und Menschenrechtsverletzungen durch internationale Konzerne geschrieben, das es zum Weltbestseller gebracht hatte, damit viel Geld verdient und keine Ahnung, was ich in Zukunft machen wollte. Mein Erfolg als Autor und meine Bekanntheit zu Hause hatten mein Ego genährt, aber instinktiv merkte ich, dass mir dieses Ego, die – wenn auch erfolgreiche – Suche nach Anerkennung im Weg stand, mich daran hinderte befriedigende und tragfähige Beziehungen aufzubauen. Ich verstand mich als rebellischen, widerständigen Menschen, der einen Gutteil seiner Energie aus der Kritik an den politischen Verhältnissen bezog, wusste aber gleichzeitig, dass dieser Widerstand auch ein Widerstand gegen meine eigenen Verhältnisse, meine bürgerliche Herkunft, mein Land, meine Nazigroßeltern, die Widersprüchlichkeit, sie trotz ihrer politischen Überzeugung geliebt zu haben, gegen meine Erziehung und meine damit verbundenen Ängste war: Die Angst vor dem Verlust von Anerkennung, die Angst, gesellschaftliche Erwartungen an meine anerzogenen Bilder von Männlichkeit, Erfolg und Stärke nicht zu erfüllen und deshalb nicht geliebt zu werden. Nicht als der, der ich war: ein sensibler, nachdenklicher, selbstzweifelnder und sehr liebesbedürftiger Mittdreißiger. Sondern allenfalls für das, was ich konnte: schreiben, diskutieren, argumentieren, aufbegehren, Konflikte suchen und mich mit Mächtigen – als Kind mit Eltern und Lehrern, später mit Politikern und Konzernen, mit dem »System« – anlegen.

Daher erregte der zweite Teil des Interviews meine Aufmerksamkeit:

Der Archetyp des Clowns umfasst den ewigen Kampf zwi­schen Autorität und Rebellion. In jedem von uns steckt ein Autoritärer und ein Rebell. Seit­ dem der Mensch in Gemeinschaft mit anderen lebt, existiert dieser Konflikt: Der Konflikt zwischen dem, der du wirklich bist, und demjenigen, der so ist wie es die Gesellschaft von dir erwartet. In diesem Widerspruch liegt unser existenzieller Kampf: Stehe ich auf oder bleibe ich im Bett? Esse ich noch ein Stück Kuchen oder halte ich Diät? Küsse ich jemand anderen oder bleibe ich treu? Wir befinden uns in einem ständigen Konflikt: mein Körper ist an die Schwerkraft gebunden, während meine Seele frei fliegen möchte. Der Clown lebt genau in der Mitte dieses Konflikts, in die­sem Widerspruch. Deshalb blickt er oft in die eine Richtung und geht in die andere – und schlägt sich die Nase rot. Er hat immer zwei Blickrichtungen, zwei Ziele. Er will die Welt auf den Kopf stellen.

Das wollte ich auch! Einige Wochen später besuchte ich einen Wochenend-Workshop bei Marcio Libar, der zumindest mal mein Leben auf den Kopf stellte. Weil ich mich an diesem Wochenende zum ersten Mal als den Menschen sah (und von anderen sehen ließ), der ich war, und nicht als denjenigen, der ich glaubte sein zu müssen. Und weil ich mich an diesem Wochenende zum ersten Mal vollständig und geliebt fühlte, vollständig geliebt, allen voran von mir selbst. Und weil ich an diesem Wochenende beschloss, den Weg zu mir selbst und darüber hinaus bis zu Ende zu gehen – und darüber hinaus.

Als Messdiener mit Leo Bassi im Wiener Orpheum

Ich studierte Schauspiel in Rio und reiste zu den weltbesten Clowns um von ihnen zu lernen: Von Leo Bassi, Jango Edwards, Philippe Gaulier, Avner Eisenberg, Sue Morrison und vielen anderen. »Clowns are not funny, people are funny«, sagt Jango.

Wir lachen über gute Clowns nicht deshalb, weil sie so lustig sind. Wir lachen über sie, weil wir unser eigenes Scheitern, unsere eigenen Widersprüchlichkeiten, unsere eigene Lächerlichkeit in ihnen wiedererkennen. Lachen ist nichts anderes als eine spontane Muskelentspannung: Es entspannt uns, wenn sie zeigen, was wir selbst aus Scham verbergen. Wenn sie uns den Narrenspiegel vorhalten, in dem wir unsere Leiden, unsere Verluste, unsere Ängste erkennen, aber ohne die damit verbundenen Kränkungen und Schuldzuweisungen.

Jango Edwards mit „Frei und gefährlich“

»Clown is innocence after experience«, sagt die Kanadierin Sue Morrison, die in der Tradition indigener sacred clowns unterrichtet: Ich kenne und akzeptiere alle meine Persönlichkeitsanteile, auch die dunklen, und gebe weder mir noch anderen Schuld dafür. Und genau diese Akzeptanz macht echte Verbindung möglich: Zu mir, zu anderen, zum Universum.

»Du wirst nie je­mand sein, der du nicht bist.«, so Jango Edwards. »Uns Clowns geht es darum, Menschen zu helfen, und um anderen Menschen helfen zu können musst du zuallererst dir selbst helfen: Du musst wissen, wer du bist, und du musst ehrlich sein. Das ändert dein Leben.«

Mit dem indigenen Clown (Hotxuá) Ahprac Krahô in Brasilien

Viele Jahre später erzählte mir Marcio Libar von einer Begegnung mit dem brasilianischen Sänger Caetano Veloso. Auf einer Party hatte er ihm auf die Frage nach seiner Tätigkeit geantwortet: »Ich bin Schauspieler. Aber, um ehrlich zu sein, bin ich Clown.« Und Caetano sagte: »Um ehrlich zu sein, bist du Clown? Du bist Clown, um ehrlich zu sein!«

Mit dem Globalisierungskritiker Christian Felber beim Theaterstück „A Hetz“

Und ich? Ich bin Autor, Coach, Persönlichkeitstrainer, Vortragsredner, Schauspieler, Expolitiker, Vater und sonst noch einiges. Aber: Um ehrlich zu sein, um wirklich ehrlich zu sein, bin ich Clown.

Der Beginn dieses Texts stammt aus meinem Buch „Frei und gefährlich. Die Macht der Narren“ (Benevento Verlag 2016).

Willst du auch erleben, wie es sich anfühlt die Masken fallen zu lassen und dich als die oder den kennenlernen und akzeptieren, die oder der du wirklich bist? Dann melde dich jetzt für den nächsten narrenfreɪ˙-Workshop oder für ein individuelles Coaching an!

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Gilberto Gil

13. April 2011 by Klaus Werner-Lobo

Heute durfte ich – danke Alexander Spritzendorfer fürs Kontakt herstellen – den wunderbaren Musiker und ehemaligen Kulturminister der brasilianischen Grünen Gilberto Gil kennenlernen.

Er kam im Trainingsanzug und – wegen seines gestrigen Konzerts – etwas verschlafen aus seinem Hotelzimmer, sein Management hatte ihn offenbar nicht von unserem vereinbarten Termin informiert, und dennoch war er sofort sehr offen und interessiert. Die Kurzfassung und Essenz unseres Gesprächs: Er empfindet Politik – nach seinen Jahren als Minister – als etwas, wo Wahrheit und Ehrlichkeit keinen Platz hat und ist heilfroh, wieder Künstler sein zu dürfen. Etwas, das mir sehr zu denken gibt und wo ich gern den Gegenbeweis antreten würde. Und am liebsten hätte ich ihn minutenlang für das umarmt, was er ist: Ein unglaublich liebevoller Mensch.

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taz: Adidas feiert in Nazi-Villa

26. Mai 2009 by Klaus Werner-Lobo

Feiern zwischen Hakenkreuzen

Der deutsche Sportartikelkonzern lud im brasilianischen Rio de Janeiro zu einer Party in eine mit Nazi-Memorabilia geschmückte Villa. Ein Fest mit Folgen.

VON KLAUS WERNER-LOBO für die taz; Fotos: João Paulo Cuenca

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Bayern München, die deutsche Fussball-Nationalelf und sogar Kubas greiser Diktator Fidel Castro schwören auf Adidas, die Marke mit den drei Streifen. Dieses Jahr wird der Weltkonzern aus dem bayrischen Herzogenaurach 60 Jahre alt. Das will gefeiert werden: Rund um den Globus lädt das Unternehmen ausgewählte Gäste – darunter etwa Missy Elliott und David Beckham – zu exklusiven „Adidas House Partys“.adidas3

Vergangen Freitag feierte man in Rio de Janeiro. In einer mondänen Privatvilla im Reichenviertel Gávea konnten sich rund 400 geladene Gäste – darunter auch der Sohn des Tropicalismo-Stars Caetano Veloso, Zeca Veloso – zu Livemusik und DJs vergnügen. Oder ein Bad im Pool nehmen – mitten unter blauen und weißen Luftballons mit dem Adidas-Logo. Die Fliesen, die das Schwimmbecken umrandeten, wurden von einem anderen Symbol geziert: dem Hakenkreuz.

Aufgefallen war das im Party-Trubel nur wenigen – wie dem Schriftsteller João Paulo Cuenca, dem auch das Bild eines Adlers mit dem Schriftzug „Hamburg Kriegsmarine“ hinter der Bar ins Auge stach. Die Kriegsmarine, das waren die Seestreitkräfte der Nazis. Als der Autor in der Umkleidekabine der Musiker auch noch das Portrait eines Marineoffiziers samt Reichsadler mit Hakenkreuz entdeckte, verließen er und weitere Künstler das Fest. Das Bild hat große Ähnlichkeiten mit Großadmiral Karl Dönitz, den Hitler zu Kriegsende testamentarisch als Staatsoberhaupt des Deutschen Reiches und Oberbefehlshaber der Wehrmacht einsetzte.

adidas2Noch in der selben Nacht schrieb Cuenca seine Beobachtungen in einem Blogeintrag auf der Seite der brasilianischen Tageszeitung „O Globo“ nieder. Die Nachricht schlug in Brasilien innerhalb weniger Stunden hohe Wellen – vor allem mithilfe von Facebook und des Kurznachrichtendienstes Twitter. Adidas wies in einer eiligen Erklärung die Verantwortung für die Auswahl der Nazivilla von sich. Die Location sei von einer Agentur gemietet worden, die in der Dekoration keine Verbindung zum Nationalsozialismus erkannt habe.

Auch der Hausbesitzer, der Anwalt Luiz Fernando Penna, verteidigt sich: Er sei Sammler. „Eines Tages kam hier ein Typ vorbei, der zwei Schilder verkaufte: Eins mit der Inschrift der deutschen Marine und vier kleinen Hakenkreuzchen in den Ecken und ein anderes mit Hammer und Sichel. Drollig, dass sich niemand über das kommunistische Schild beschwert hat.“ In den Symbolen am Pool will er keine Hakenkreuze, sondern ein griechisches Ornament erkennen.

Als Präsident der Nachbarschaftsvereinigung setzt sich Penna vor allem für eine Geburtenkontrolle in den Armenvierteln ein – und dafür, zum Schutze wohlhabender Anwohner eine Mauer rund um die angrenzenden Favelas zu ziehen. 500 Meter stehen bereits.

adidas4Am Montag kündigte die israelitische Föderation in Rio die Prüfung einer Klage an. In Brasilien stehen auf die Verwendung des Hakenkreuzes zu Propagandazwecken zwei bis fünf Jahre Gefängnis. Erst vor wenigen Tagen beschlagnahmte die Polizei in Südbrasilien massenhaft Propagandamaterial und Waffen einer neonazistischen Gruppierung. Süffisant weisen brasilianische Blogger aber auch auf die Vergangenheit des deutschen Multis hin: Die Gebrüder Adi und Rudolf Dassler, die späteren Gründer von Adidas und Puma, waren nicht nur bekennende Nationalsozialisten, sie produzierten für die Wehrmacht auch den „Panzerschreck“, eine von den Allierten als „Tank Terror“ gefürchtete Panzerabwehrwaffe.

Nach immer wiederkehrenden Vorwürfen von Kinderarbeit und ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen in asiatischen Zulieferbetrieben hat Adidas nun erneut ein Imageproblem. Rund 13 Prozent des Umsatzes gibt der Konzern nach eigenen Angaben jährlich für Werbung aus – das entspräche circa 1,4 Milliarden Euro. Dass die Adidas House Party in Rio keine gute Investition war, zeichnet sich jetzt schon ab.

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FM4: „Aufdecker und Clown“

23. August 2008 by Klaus Werner-Lobo

Gestern war ich mit Gerald Votava am FM4-Privatstrand, hier zum Nachhören.

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Die Aufräumerei

21. Mai 2008 by Klaus Werner-Lobo

Heute mal etwas über indigene Clowns: Im Volk der Krahô im Nordwesten Brasiliens heißen sie Hotxuá und nehmen eine zentrale soziale Stellung ein, vergleichbar mit dem Schamanen: Letzterer heilt das Individuum, der Hotxuá jedoch die Gesellschaft, indem er durch den Bruch von Strukturen und Logiken die Menschen zum Lachen bringt. Ich hatte die Gelegenheit, in Rio den Hotxuá Ismael kennenzulernen und fragte ihn nach dem Ursprung seiner Tradition. Die Antwort habe ich nun übersetzt und gebe sie hier möglichst wortgetreu wieder. Damit sich jeder auskennt.

Ok, ich werde hier von den Hotxuá reden, vom Volk der Krahô. Also, der Hotxuá wurde vom Kürbis und vom Mais geboren. Weil die Kartoffel hat diese Aufräumerei gemacht. Aber vorher machten unsere Urgroßväter das Dorf klar und gingen weg; sie verließen das Dorf, alle miteinander. Ich weiß nicht wohin. Es blieb nur einer zurück, nur ein Haus. Also, die Kartoffeln die wir gepflanzt hatten, ließen wir zurück und sie blieben im Feld. Plötzlich stieg eine Kartoffel aus der Furche heraus und ging zum Dorf, um ihren Chef zu finden. Als sie im Dorf ankam war niemand mehr zu sehen. Aber sie wusste ja nicht, dass es noch einen in einem der Häuser gab. Sie ging zurück, und da sprach sie zu den anderen Kartoffeln die in den Furchen lagen, und zu den Kürbissen auch (weil im selben Feld waren alle beieinander): „Schaut, von denen die uns hier gepflanzt haben, auf diesem Feld, gibt es niemanden mehr im Dorf. Es gibt den Chef nicht mehr, niemanden mehr. Also, ich der ich eine Kartoffel bin, werde jetzt eine Aufräumerei im Dorf machen.“
Und so machten sie eine Aufräumerei. Die Kartoffel sprach also zum Kürbis: „Du bist Hotxuá. Und der Mais, du wirst auch ein Hotxuá.“ Und deshalb gibt es den gestreiften Mais den wir sehen: auf nur einem Kolben gibt es weiß, rot, schwarz, gibt es alle Farben. Der Kürbis machte es auf seine Art genauso, völlig gestreift. Die Kürbisse machten dieses Späßchen nicht mit, erst als es vorbei wäre sollte es soweit sein dass sie ihr Späßchen machen würden. Also ging die Kartoffel singend und spielend davon. Und der Kürbis schaute nur zu, schaute nur zu…bis die Kartoffel in der Mitte des Dorfes ankam, wo man diesen Hof macht damit sich die Einwohner treffen können, und dort blieb sie stehen. Da sagte der Kürbis folgendes: „Wir, nachdem wir ja Hotxuá sind, wir werden spielen und ihr werdet nur lachen, weil wir werden unser Späßchen machen.“ Jener der im Haus war erschrak, er war dort friedlich auf dem Bett gelegen und hörte nur die Musik der Aufräumerei. Als sie endete kam er heraus. Er ging langsam, und als er ankam…da erblickte ihn die Kartoffel: „Ah, wo warst du?“ – „Ich war hier im Haus.“ – „Also hast du die Aufräumerei gehört die wir gemacht haben, weil die anderen weggegangen sind. Dann ist es so: Du musst das auch machen, so wie wir es schon gemacht haben.“ Da hörte der andere zu, und er ging auch weg weil die Kartoffel, als sie die Aufräumerei gemacht hatte, alles auseinandergeworfen hatte damit er es um nichts in der Welt wieder zusammenfügen könne.
Jener der die Musik der Aufräumerein gehört hatte ging seinen Leuten nach und machte das Späßchen der anderen nach. Bis er im neuen Dorf ankam, das seine Leute schon aufgebaut hatten. Als er dort ankam, sprach er folgendes: „Schaut, ihr habt auf dem ganzen Feld Kartoffeln angebaut, aber sie haben die Aufräumerei gemacht und ich habe die Musik gehört die sie gemacht haben, ich habe alles gehört. Also werde ich es genauso machen wie sie, ich werde das jetzt auch machen, damit wir nicht die Kultur verlieren die sie uns überlassen haben.“
Eben, und seit damals geht die Nacht niemals zu Ende.

Und deswegen gibt auch Ismael die Kultur des Kartoffelfestes an seine Söhne und Neffen weiter. Das folgende Video zeigt ein Späßchen der Hotxuá bei ihrem Besuch des internationalen Clownfestivals Anjos do Picadeiro in Rio de Janeiro, Ismael kommt als Zweiter gleich zu Beginn ins Bild:

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